Ein Leben … ein Theater!

16. August 2023

Toni Luchner im Interview über Kühe, Fußball, Theater, Bücher und … Management

Toni, wie war dein Weg in die Pharmaindustrie?

Ich war in meiner Schulzeit, so ab der sechsten, siebenten Klasse immer Schilehrer. Irgendwann gab ich zwei Pharmareferenten aus Deutschland Privatunterricht. Als ich dann am Ende meines Studiums eine Familie gründen und Geld verdienen musste, fielen mir die beiden wieder ein, die mir den Job damals schon schmackhaft machten. Außerdem habe ich gerne verkauft.

Schon mit 9 Jahren habe ich einem Freund die Kühe meines Opas verkauft, weil der keine Kühe hatte, um 5 Schilling das Vieh.

Wie ging’s dann los?

Ich habe mich bei der Firma Ferring beworben und wurde von Ing. Hacker aufgenommen und er war auch mein erster Chef. Das Thema war künstliche Befruchtung und nachdem ich Biochemie und Genetik studiert habe, war das eine gmahte Wies’. Zudem war es damals anders: es gab noch kein Handy und die Ärzte haben mich angerufen und gefragt: „Du ich hab da eine Frau mit den oder den Hormonstatus, was soll ich machen?“ Ich habe denen dann die Studien bereitgestellt und den einen oder anderen Tipp gegeben. Und nachdem die Frauen dann auch schwanger wurden, lief es ganz prächtig. 

Wir boten damals auch Präparate für Andrologen an und ich bin noch heute Ehrenmitglied der Andrologischen Gesellschaft.  Den Andrologie-Winterworkshop, den ich 1996 gegründet habe, den gibt’s heute noch.

Next Step…

Über die Gebro, die lag ja vor meiner Haustür, gings dann weiter zur Firma Mayerhofer Großhandel in Linz – die dann von Kwizda gekauft wurde. Ich hatte dort einen super Lehrmeister, einen Consulter, den Manfred Mayerhuber. Das Unternehmen mußte nämlich saniert werden. Eigentlich hatte der ein Zulieferunternehmen für Fischer Ski. War aber strategisch irrsinnig gut. Danach gabs einen Abstecher als Verkaufsleiter für achtzehn Länder in der Dentalindustrie  – machte aber keinen Spaß.

Dann kam AstraZeneca?

Ja, ich wurde von Herrn Hlatky beziehungsweise seinem Zwilling (Anmerkung der Redaktion) dem Personalchef Thomas Podolski zu AstraZeneca geholt. Dann setzte man aber nach vier Monaten beide apprupt ab. Nikolas Pokorny machte mich dann zum Salesmanager und in der Folge wurde ich rasch BU-Leiter. Wir waren damals extrem erfolgreich. Das war eine super geile Zeit. Martin Munte war Marketingmanager und der Peter Prokop zuständig für Sales. 

Danach ging’s so jeweils eineinhalb Jahre über Biogen zu Merck. Danach als Geschäftsführer zu Sobi. Ich wollte eigentlich gar nicht dorthin. Aber in der Zwischenzeit wurde Roman Zwicky Geschäftsführer von Sobi Österreich und Schweiz. Das war insofern spannend, als ich damals nur zwei oder drei Tage als Consultant arbeiten wollte. Und das passte dem Zwicky ganz gut. Der musste das aber in die Europazentrale zur Genehmigung schicken. Dort saß aber mittlerweile Christian Dreger, der frühere Geschäftsführer von AstraZeneca Österreich. Dort tauchte mein Name dann auf und der Christian sagte: „Nix, der wird Geschäftsführer.“

In dieser Zeit begann ich auch das Schreiben meines ersten Buches. Beeinflusst sicher zum Teil auch von meiner beruflichen Affinität zu Marketing und Werbung entstand 2019 „Verzaubert und Verführt – Eine launige Reise durch die Welt der Beeinflussung“. Martina Gleißenebner-Teskey lud mich dann während des ersten Lock-down ein, am Zukunftslesebuch „Dreams into Action“ mitzuschreiben in Form von Kurzgeschichten.

Ermutigt durch meine Lektorin und die spannenden Erfahrungen mit Kurzgeschichten folgte dann das zweite Buch. 28 Kurzgeschichten über 28 verschiedene Frauen: „Die befreite Frau – ein Lesezyklus!“

„Ich schrieb in der Lock-down Zeit zwei Kurzgeschichten für „Dreams into Action“ über die Maske. Mein Beitrag war eine Geschichte über eine Frau die Probleme mit der Gurkenmaske hat, weil die Gurkenscheiben geometrisch ungünstig san und nebeneinand ned Platz haben…!“

Wann schriebst du generell? Ich habe dich oft nach Veranstaltungen erlebt, als Du dich in ein nahes Café zurückgezogen hast und nachdachtest. 

Ja da stimmt. Ich habe mich nach vielen Veranstaltungen meistens an die Bar im Mario gesetzt, weil dort konnte ich rauchen, und habe mir diverse Notizen gemacht. Ich war sehr diszipliniert – auch was die unendlich langen Recherchen über Religion, die Menschheit und ihre Ideologien, den Tod … anbelangt – wochenlang – Es reizte mich wie schon erwähnt auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Frau – ich wurde auch von Feministinnen „angegangen“ – bis sie es gelesen hatten – die Sichtweise eines Mannes aus den Augen einer Frau. 

Jetzt schreibe ich gerade an meinem ersten Roman – das ist insofern spannend als man jeden Charakter eines Darstellers anders denken und darstellen muß. Ich bin jetzt zwar durchs Theaterspielen und meine Tätigkeit als Fußballtrainer des örtlichen Fußballklubs aufgehalten worden, aber jetzt gehts gerade weiter. 

Neben deinem jetzigen Job bei Medpeiron.

Ja, der fordert mich natürlich auch mächtig, aber ist emotional nicht so besetzend, wie das Theaterspielen oder an der Linie am Sonntag zu stehen.

Der Reihe nach. Fußball.

Ja das war echt fordernd. Drei mal die Woche zum Training und am Sonntag auf der Linie. Und ich wollte den Leuten ja auch was mitgeben. Bis zu meinem Antritt war das Spielsystem sehr einfach. Die hatten einen Langen vorne in der Mitte, dem sie die Bälle einfach hoch zuspielten. Alles auf Zufall aufgebaut. Wir trainierten dann ein 4-4-2 und Passqualität. Und es machte mich stolz, wenn der Ball mal über 25 Stationen lief. Wir waren dann heuer fünf Spiele ungeschlagen. 

Aber wennst 4-4-2 spielst, brauchst einen offensiv starken linken und rechten Verteidiger, sonst sperrn’s dich ein. 

Und einer der beiden hat sich dann verletzt. Dann gings nicht mehr so prächtig.

Dein Abgang war dann auch standesgemäß.

Hat gut gepaßt. Denn meinen Abgang wollte ich selbst bestimmen. Die rote Karte habe ich praktisch gefordert. Als ein Spieler wegen Kritik am Schiedsrichter die gelbe Karte bekam, war mein Einwurf: 

…du kannst für den Schaß, den du zsammpfeiffst, ned die Spieler bestrafen! …darauf gab er mir die Gelbe. 

„Ich darauf: jetzt machst scho wieder denselben Blödsinn – darauf ROT. Selbstbestimmt. 

Kommen wir zur zweitschönsten Nebensache: dem Theaterspielen

Das war ein Bauerntheater – eine Verwechslungskomödie – ich spielte den Bischof – es war nicht einfach, aber ich wollte mit 58 einmal wissen, wie es mir auf einer Bühne geht. Ich war schwer nervös, als ich zur ersten Probe ging, da ich die Mitspieler vorher nicht kannte. Es ist schon was anderes, wie wenn man mit jemandem normal redet, noch dazu spielt man eine Rolle und das ändert die eigene Sprachweise. Normalerweise schaust beim Reden die Leut’ an, des geht aber auf der Bühne nicht, weil du eine Rolle hast und den Spielpartner und gleichzeitig das Publikum ansehen musst. Dann kommen am Anfang einen Haufen Leute, die dich kennen… das war spannend. Wenn du dann vorm ersten Auftritt auf den Stiegen zur Bühne stehst mit dem Bischofsgewandl, das Büchl in der Hand… aber der Einstieg war nicht schwer. Es gab dann spektakuläre Bilder von mir in den diversen Lokalzeitungen im Bischofsgewandl. War eine super Erfahrung.

Gelobt sei Jesus Christus…“ Und…es wurde jedes mal besser.

Was waren deine größten Erfolge im Job?

Sicher das, daß ich mithelfen konnte, junge Leute weiter zu entwickeln. Ich kann da natürlich jetzt altruistisch aufgrund meines Alters sehr viel weitergeben, was ich erlernen durfte. Das mache ich auch jetzt bei den diversen Beratungsjobs. Sicher auch, dass sich meine drei Kinder toll entwickelt haben und ich die große Freude habe, einem Enkelkind lauter Blödsinn beibringen zu können.

… und konkret beruflich?

Das war die Einführung von Vimovo, wo wir weltweit den besten Launch gemacht haben. (Kombinationsprodukt Naproxen und Esomeprazol zur Schmerztherapie). Das machte richtig Spaß. Vielleicht auch noch den DDP 4 Hemmer Onglyza, der nicht und nicht abheben wollte. Ich ging dann zum Manfred Deix, der uns zwei typische Österreicher mit blutigem Zahnfleisch, Bluthochdruck und so zeichnete. Mit diesem Material ging der Außendienst zu den Ärzten und wurde auch prompt von einem Arzt in der niederösterreichischen Weingegend rausgeschmissen. 

Warum? 

Weil seine Frau genau so ausgschaut hat!

Was denkst du sind die Erfolgsfaktoren heute?

Zu all dem Digitalen wird der persönliche Kontakt immer das Wichtigste sein. Allerdings zeigten Studien, dass nicht die Verhaberei mit Ärzten den Erfolg bringt, sondern nur das Aufzeigen neuer Möglichkeiten. Natürlich kann man mit digitalen Maßnahmen viel erreichen. Z.B. bei Personalknappheit mit Hybridmodellen, wo ein Außendienstmitarbeiter von einem Mitarbeiter mit digitalen Maßnahmen, Telefonmarketing etc. unterstützt wird. Das Digitale ist schon alles gut und Recht, aber nur Krawall machen auf allen Kanälen – nur Share of Voice ist zuwenig, es braucht starke Kampagnen. Man weiß ja, dass die Aufmerksamkeit stetig zurückgeht – früher hat man gelernt… Glas derf ma ned angreifen – heute wischt jeder Arzt sofort drüber. Wichtig ist es jedenfalls schnell ins Bewusstsein zu kommen. 

Wer waren deine besten Lehrherrn?

Mit Sicherheit Ing. Hacker von Ferring in Sachen Gelassenheit und Empathie. Mein bester Lehrherr war aber sicher mein erster Chef, als ich mit 15 Schilehrer wurde. Er war Schischulleiter und schaffte es, in den ganzen Haufen Wilder Ruhe und Ordnung zu bringen. 

Wer waren deine „Lieblingsmitspieler“ im Job?

Da gab es viele, aber spontan war sicher die Katja Wallner bei AstraZeneca, die in jede Sitzung positive Stimmung bringt und … damit wird alles produktiv. Eine wirklich faszinierende Persönlichkeit. Und dann auch Roman Zwicky von Sobi Pharma und Nikolas Pokorny damals bei AstraZeneca, heute Global Commercial Lead bei Amgen

Was wär die blödeste Frage, die ich dir jetzt noch scherzhaft stellen könnte?

Wie meine Zukunft ausschaut mit 59 bei den vielen Dingen, die ich ständig mache.

Herbert Pachler, 13.08.2023