Interview mit Dr. Bernhard Ecker anläßlich eines Treffens bei der Apotagung in Schladming 2023.
Bernhard, wie kamst du zu Pharma? Was war der besondere Reiz? Und wer waren die ersten Schuldigen?
Ich habe Biochemie studiert. Dann kamen meine ersten Ferialjobs. Der erste in der Biochemie Kundl in Schaftenau, wo ich Cefaclor gekocht habe und dann in Basel bei der ehemaligen Sandoz. Dort schrieb ich meine Diplomarbeit. Der wirkliche Einstieg war dann bei der Sanochemia damals Waldheim-Werft Chemie bei Doktor Fransits in Neufeld. In dieser Zeit habe ich meine Dissertation über einen HIV-Test gemacht.
Im Zuge im Zuge meiner Dissertation habe ich auch am RIZ in der Neustadt einen zweijährigen Wirtschaftslehrgang der FH-Wiener Neustadt absolviert.
Und ja, dann kam ich über Peter Eblinger, dem die Kombination aus wirtschaftlicher und biologischer Ausbildung gefiel zu Heinrich Oschman dem Geschäftsführer von MSD und ich begannn als Phamrareferent. Ich war dann bei der Einführung von Fosamax sehr erfolgreich. Daraufhin bot sich ein Wechsel zu Abbott zu Ingo Raimon als Produktmanager vasklular an. Aus dieser Freundschaft ergab sich auch später der Kontakt zur Fopi. Ich blieb dann 11 Jahre – 5 Jahre in den USA und dann zwei Jahre in Paris im Europa-Headquarter.
Wie gings weiter?
Dann bin ich zu Baxter als Businessunitleiter für Hospital. Mir gefiel das Jobangebot insoferne, als ich bis damals noch keine Line-Mangementerfahrung hatte. Dann gabs einen Anruf von Sabine Aigner, die einen Head of Sales für Novartis suchte. Ich überlegte eine Weile, weil ich „nur“ Sales machen sollte, aber die Größe des Teams hat mich interessiert. Das waren dann über 100 Mitarbeiter. Der Eistieg damals bei Christian Seiwald.
„Also ich halte viel von face to face.“
Nach drei Jahren Österreich dann Geschäftsführer in Ungarn und von dort nach Deutschland, wo ich eine Restbusiness Unit geleitet habe mit 300 Mitarbeitern. Dann ging ich 2019 nach Basel. Dort scheiterte aber das Produkt knapp vor Einführung in klinischen Studien. Die letzte Station, also die heutige, ist die des Geschäftsführers von NovoNordisk.
Was waren deine Big Points deiner Karriere?
Da war sicher die Zeit bei Abbott in Chicago, wo ich von einem kleinen Land in eine zentrale Funktion in Amerika springen durfte. Das war toll. Und ich habe dort schnell Karriere gemacht. Ich bin dort als Junior eingestiegen war dann relativ schnell Senior und bin dann noch Direktor geworden.
Naja, warum gingst du dann zurück?
Weil das Produkt, wofür ich Marketingdirektor war, in der Pipeline gestorben ist.
Gabs auch dunkle Momente in der Karriere.
Ja der folgte auf den Fuß: in Paris wurde der Comercial Direktor für Humira frei. Das waren für mich frostige Tage. Ich war einfach dafür nicht gut genug vorbereitet.
Apropos Führungsverantwortung. Was sind so deine grundsätzlichen Überlegungen?
Generell muß gesagt werden: Wissen kann man sich in jedem Lehrbuch erlesen? Ja, aber Leadership? Man kann viel darüber lesen aber richtig aneignen nicht. Es ist so wie der Blinde und die Farben.
Es gibt Führungsgrundsätze, die sich an Zahlen orientieren, aber auch Leute, die doch ein bisschen weicher an die Sache herangehen.
Gute Frage. Also für mich ist Empowerment schon sehr wichtig, weil man irgendwie mehr von den Leuten zurückbekommt. Und ich halte nichts von von reinem KPI-Management. KPI ist ein guter Orientierungspunkt. Aber um das geht’s nicht. Also, das Wichtigste ist, dass die Mitarbeiter verstehen, warum sie das machen. Und dann muss man daran arbeiten, wie sie es machen. Und das Ergebnis kommt dann. Ein Konzept übrigens, das wir als Novonordisk von Simon Sinek implementiert haben: „just cause“. Es ist eine gerechte Sache, für die wir kämpfen. Der Türöffner zu einem Leben in Gesundheit. Und das geht über die Zahlen hinaus.
Ich glaube, es gibt nur noch selten Karrieren wie die Deine. Vom Pharmareferenten bis zum CEO. Sind solche Karrieren überhaupt oder sogar auch ohne Studium noch möglich?
Also was die Ausbildung betrifft, so glaube ich, muss man heute top fitt sein. Ohne wird das ganz schwierig. Ich sag niemals nie. Ja, es gibt auch unheimlich intelligente Leute, die heute nicht in die Schule gehen. Was ich aber beobachte: es ist sehr schwer, die Mitarbeiter von Sales ins Marketing zu bewegen und umgekehrt. Darin liegt eventuell heute noch die Chance. Es ist wirklich schwierig. Und ich glaube auch, man lernt sehr viel, wenn man rotiert, alle paar Jahre einen anderen Job macht und die Fronten wechselt. Es erweitert die Perspektive ungemein. Es geht ja auch darum, im Innendienst auch die Verhaltensweisen draußen zu kennen und vice versa.
Muss man denn das „da draußen“ überhaupt noch kennen? Schlagwort digitales Marketing!
Na ich glaube schon. Also ich halte viel von face to face. Es wird vielleicht weniger aber es gibt zusätzliche Kanäle. Heute ist beides entscheidend. Obwohl: die wirkliche Verkaufsentscheidung fällt wahrscheinlich im face to face.
Was sind die Erfolgsfaktoren im digitalen Marketing?
Das sind einerseits die Fortbildungspunkte. Man muss jedoch top Inhalte bieten und gute Präsentatoren. Der Vorteilsfaktor des Webinars ist die Fortbildung ohne Reisezeit – am Abend im Pyjama zuhause. Zudem sind immer mehr Frauen als Ärztinnen tätig, die noch dazu in Teilzeit arbeiten und sich die Zeit für Vorort-Veranstaltungen nicht mehr nehmen wollen. Sie schätzen digitale Formate sehr.
Da sind wir bei einem zeitgeistigem Thema. Work Life Balance. Wie geht Novonordisk damit um?
Also wir haben extrem flexible Home Office Regeln und setzen auf Vertrauensarbeitszeit. Es funktioniert gut. Also, ich habe nicht das Gefühl, dass wir weniger Produktivität haben. Es sind alle voll angestellt. Manche nutzen das mehr andere weniger. Aber unser Büro ist immer voll. Also ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute nicht ins Büro kommen wollen. Und ich glaube, je weniger man das regelt, je weniger Zwang man ausübt, desto besser ist es.
Welche Merkmale müssen Bewerber mitbringen, um bei dir zu reüsieren?
Also worauf wir sehr achten sind weniger die Skills sondern mehr, was der Bewerber lernen will. Und ich glaube, dass das in der Zeit heute ganz besonders wichtig ist. Weil der Job, den Menschen heute beginnen, der schaut in drei vier Jahren völlig anders aus. Und wer diese Flexibilität nicht mitmachen und lernen will, der wird in diesem Prozess des Wandels nicht überleben können. Die Therapien ändern sich: waren früher Small-Moleküls Standard reden wir heute von Messenger RNA und Gentherapie. Das ist die Zukunft, da gilt es anders zu verfahren und völlig neu zu denken.
Thema Zukunft. Deine und die in der Pharmaindustrie?
Das 23er Jahr wird für die Pharmaindustrie eher schwierig. Es gibt schon einige Firmen, die Probleme haben – Pipeline Thema – die haben wir Gott sei Dank nicht. Ja, wir haben eher das Thema, derart hohe Demands zu haben, die wir stemmen müssen.
Gab es im Laufe der Karriere einen Lieblingsmitspieler?
Im deutschen Marketingteam hatte ich zwei Direktoren, die waren ganz großes Kino. Philipp Oberholz und Nina Hagedorn. Zur Zeit arbeite ich sensationell gut mit der Generalsekretärin des Fopi Ines Vancata zusammen. Wir kannten uns vorher nicht. Aber das funktioniert wirklich toll.
Von wem habst du am meisten gelernt?
Das war sicher Willie Pieterson, von dem ich extrem profitierte. Sein Buch ist zudem eine herrliche Fundgrube: stratigic learning. Sehr beeinflußt hat mich auch Simon Sinek mit seiner Lehre von „infinite game“.
Danke fürs Gespräch.
PS: wie soeben gemeldet hat Bernhard Ecker das Unternehmen verlassen. Wir wünschen ihm alles Gute bei seinen neuen Aufgaben!