Interview mit Mag. (FH) Nicole Nadler

16. März 2023

Nicole Nadler

Mag. (FH) Nicole Nadler, Commercial Strategy Manager Neuroscience and Squad Lead Manager Neuroimmunologie bei Roche.

Niki, wie begann deine Karriere?

Ich studierte an der FH Eisenstadt Informationstechnologie mit Vertiefung auf Web and Mobile Communication Solutions.

Würdest du es wieder machen?

Es war eine super Basis, weil es das damals noch nicht gab. Ich hatte Interesse am digitalen Setting. Das, was wir damals gelernt haben, fängt heute gerade erst mal an. Es hat sich natürlich alles weiterentwickelt, aber für damals war das echt zukunftsweisend.

Warum dann der Umstieg in die Werbeszene?

Ich hätte damals natürlich in die Wirtschaftsinformatik können, aber die bunte Werbeschiene gefiel mir besser. Und der Einstieg erfolgte dann mit 20 Jahren berufsbegleitend bei PBK Ideenreich und danach bei Eva Pernek – MEDahead. Damals war mir klar, ich möchte im Pharmamarketing bleiben. Es gab dann aber einen familiären Sidesteps zur GWT-Wasser- und Wärmetechnik in den Einkauf. Einkauf war aber für mich: ned amoi nix. Daher: Einstieg bei Susanne Mayer und Erich Bergmann bei „denken hilft“ und nach einigen Jahren zu Brigitte Annerl zu Lenus Pharma als National Marketing Manager im Bereich Kinderwunsch und Ophtalmologie. Und letztendlich 2016 zu Roche Pharma als Produktverantwortliche im Bereich Rheumatologie, Pulmologie und Neurologie.

Und wie herausfordernd war der Wechsel von der Dienstleistung zur Industrie?

Das war insofern spannend, als dass ich das Produkt zuvor von Agenturseite betreut habe und die Unterlagen, die ich schon in der Agentur erstellt habe, nach meinen Wünschen weiter bearbeiten konnte.

Du würdest das also wieder machen?

Macht es auch mehr Spaß?

Jetzt habe ich den Vorteil, dass ich mich den ganzen Tag mit „meinem“ Produkt beschäftigen kann. Ja es macht mehr Spaß, da man mehr Feedback zu seiner Arbeit bekommt. Man hat die Reaktionen der Ärzte, der Mitarbeiter:innen und man hat meist erfolgreiche Zahlen. Das fehlte oft in der Agentur. Sobald man dort die Druckunterlagen fertig hatte, gab es vom Kunden meist wenig Feedback. Zudem ist die Arbeit holistischer. Die Zusammenarbeit mit Medical, Market Access, Finance etc. macht das Spektrum breiter und interessanter. Also für mich ganz eindeutig ja.

Kommen wir zum Sport

Ja, ich würde es sofort wieder machen, da ich bei Roche mein Wissen von medizinischer Kommunikation und Strategieplanung, zur naturwissenschaftlichen Basis des Unternehmens einbringen konnte. Peter Pilarsky fragte mich damals bei der Einstellung, ob es nicht ein großer Nachteil sei, keine naturwissenschaftliche Basis zu haben. Ich antwortete ihm, dass es ein großer Vorteil ist, denn die Naturwissenschaftler gibt es ohnehin hier, die kann ich ja dann befragen, aber beim Rest bin ich wahrscheinlich fitter.

Als Jugendliche mit drei Jahren habe ich Schifahren gelernt – dann Ausbildung zur Schilehrerin. Neben dem Studium Schilehrerin, Tennis im regionalen Team, Schwimmen und dann aus einer Laune heraus Triathlon.

Der Einstieg war über eine Veranstaltung: den „Leithaman“ – eine Veranstaltung, bei der man das Leithabett eine Strecke lang abläuft und dann diese mit dem Rad zurückfährt. Damals wurde ich von teilnehmenden Triathleten inspiriert, da ich auch eine gute Schwimmerin bin, auch einen Triathlon auszuprobieren. Es war dann mein Ziel, einmal im Leben einen Sprinttriathlon zu machen. Das ist dann aber bald gekippt …in die wirkliche Triathlonecke. Es folgte eine Trainingsumstellung auf 15- 20 Stunden Training pro Woche. Ich fuhr oft in der Früh schwimmen und dann mit dem Rad in die Firma. Am Abend lief ich dann mit einem Blinklicht am Rücken, wie es Hunde oft haben, nach Hause. Den Ironman in Klagenfurt beendete ich in 11 Stunden und 49 Minuten. (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathon als Drüberstreuer). Es folgten noch einige Halbironman (4:55h) und Halbmarathons. Heute gehe ich noch laufen und schwimmen zum Abschalten.

Dann wurdest du Mutter.

Ja dann kam Mann… Haus und Kind dann gleichzeitig. Sportlich gab es einen Stop durch einen Unfall mit dem Rad, der meine Schulter lädierte und mich zu einigen Monaten Pause zwang.

Wie schafftest du dann die plötzliche Grätsche Familie, Sport und Job?

Da kam mir der Lockdown sehr zu Hilfe, weil sich die Arbeitswelt zu meinen Gunsten änderte. Homeoffice war plötzlich Normalität, was mir beim Einstieg natürlich sehr gelegen kam. So kann ich heute meinen Job wieder machen, was früher wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Ich bin zwar durchgetaktet, wie ich es vorher nicht kannte. Aber es geht nur so. Also, da ich keine Großeltern habe, Kind in den Kindergarten und dann rasch zum Computer. Kind abholen und – let´s entertain.

Du machst aber nur 20 Stunden oder?

Ja, ich habe quasi einen Halbtagsjob, versuche aber dennoch alle Projekte durchzubringen. Das geht nur mit höchster Disziplin und Fokussiertheit. Z.B.: nehme ich nur an Meetings teil, die eine klare Agenda haben bzw. nehme ich an vielen nicht teil, bei denen ich nicht dezitert eingeladen bin. Zudem bin ich regelmäßig im Unternehmen, um auch emotional und faktisch eingebunden zu sein. Gerne sehe ich natürlich auch wieder Gesichter. (lacht!)

Glaubst du, dass es gerade bei Roche ein fortschrittlicheres Denken in Bezug auf Anstellung berufstätiger Mütter gibt?

Ich glaube schon, da unsere Chefin Susanne Erkens-Reck selbst Mutter von zwei Kindern ist. Sie achtet sehr darauf, Mütter im Betrieb zu halten. Zudem ist es auch wirtschaftlich für das Unternehmen interessant, denn die Motivation und auch die Effizienz ist speziell in dieser Mitarbeitergruppe extrem hoch. Es ist eine Win-win Situation für beide Seiten. Mir als Mutter gibt es Chance nach der Karenz wieder voll ins Unternehmen einzusteigen und somit auch in Top-Jobs kommen zu können. So sehe ich ganz lustig in meine Zukunft.

Abschließend zwei Fragen:

Im Fußball hat jeder Fußballspieler seinen Lieblingstrainer. Wer war dein Lieblingstrainer?

Ich trau mir´s gar nicht zu sagen: wahrscheinlich du und Eva Pernek, weil ich von euch bestens präsentieren lernte, was mir heute immer noch sehr hilft.

Wer war dein bester Nebenspieler um in der Analogie zu bleiben: sicher Katja Pachner. Man hielt uns sogar oft aufgrund unseres ähnlichen Aussehens als eine Person.

Danke für das Interview!