Interview Martin Spatz

5. April 2023
Dr. Martin Spatz, MBA

Interview mit Dr. Martin Spatz anläßlich seiner Jobextension nach Deutschland.

            Wir sitzen hier im neuen modernen STADA Büro inklusive Wuzzler. Gabs schon Wuzzeltuniere?

Wir haben, ich muss das gestehen, leider Gottes noch kein echtes ausgetragen, ist auf meiner to do Liste. Aber bis jetzt gabs kein Zeitfenster. Anlässlich unserer letzten Weihnachtsfeier haben wir spontan gespielt, immer wieder zwischendurch, aber das war noch kein echtes Turnier.

            Jetzt zu Dir. Wie kamst du als Biologe in die Pharmabranche? Welche Personen haben mitgespielt in der Entscheidung.

Ich habe Biochemie im Diplom Biotechnologie im Doktorat studiert und war eigentlich schon während meines Studiums entschlossen, meinen Weg in der Industrie zu finden. Während des Studiums war natürlich nur die Forschung möglich und naheliegend damals in Wien, die Immuno, die jetzige Takeda. Dabei habe ich die erste Person kennengelernt, die einen sehr großen Einfluss auf mich gehabt hat. Martha Eibl – die Mitbegründerin der Immuno. Sie war mein erster Mentor und meine Doktormutter. Sie ist erst kürzlich hochbetagt verstorben, wir haben immer wieder Kontakt gehalten.

Danach habe ich einen MBA absolviert, weil ich einfach auch verstehen wollte, wie Unternehmen funktionieren. Der nächste Schritt war die AWS – Austria Wirtschaft Service, die wichtige Förderbank des Bundes wo ich in der Abteilung „Technologie und Innovation“ bei der Förderung und Finanzierung von Biotech Startups mitgearbeitet habe. Hier hat mich Sonja Hammerschmid in die Abteilung geholt, die die spätere Ministerin damals leitete.

            Und dann der Einstieg bei Ratiopharm …

Geholt hat mich der Helmut Haussteiner. Begonnen habe ich als Portfoliomanager. Dafür bin ich Helmut ewig dankbar, weil ich eigentlich ein Greenhorn war, als ich begonnen habe. Ich war plötzlich eigenverantwortlich für die Planung, Beschaffung, Logistik und Erstattung von sehr, sehr vielen Produkten. Jeden Monat bis zu drei Einführungen. Ich wurde da hineingeworfen …aber es waren wichtige Lehrjahre, in denen ich unglaublich viel gelernt habe über das Pharmageschäft. Wie funktioniert Erstattung, Logistik, und Einkauf. All diese Dinge, die man braucht, um in diesem Geschäft erfolgreich zu sein. Ja, viel „hands on“ und „learning by doing“.

            Anschließend in die Geschäftsführung…

Nach der Übernahme durch die Teva, weil wir „auf derselben Wellenlänge“ lagen. Teva war ein sehr unternehmerisch denkendes, produktives und sehr proaktives Unternehmen. Das passte damals sehr gut zusammen.

            Gab es Friktionen… 

Das Teva-Management in Israel hat sich sehr zurückgehalten. Sie waren in Europa fast nicht präsent. Europa wurde von einem kleinen Headquarter in Utrecht mit größtenteils sehr charismatischen Persönlichkeiten geführt, wie zum Beispiel Gerard van Odijk. Er hatte einen Führungsstil, der mir sehr imponiert hat. Mit sehr viel Persönlichkeit und einem ausgesprochen selbstbewussten Auftreten.

            2016 dann GL.Pharma…

2016 wollte ich mich neu orientieren und hatte die Gelegenheit, ein Jahr zu GL-Pharma zu wechseln. Das war auch mein erster Kontakt nach Deutschland. Die Aufgabe war das Drogensubstitutionsgeschäft in Deutschland zu etablieren. Beeindruckend war die Persönlichkeit des Martin Bartenstein, einen österreichischem Paradeunternehmer, der dieses Unternehmen ja wirklich groß gemacht hat und sehr erfolgreich führt.

Ein Jahr später bekam ich ein interessantes Angebot die Geschäftsführung von IQVIA in Wien mit mehr als 150 Mitarbeitern zu übernehmen. Hier sammelte ich sehr viel Erfahrung über das Marktforschungsbusiness und den Handel mit Daten.

            Und dann bist du hier angekommen…

Ja, ich wurde von Stada angesprochen. Ich wollte eigentlich zuerst gar nicht. Ich habe dann aber meinen jetzigen Chef, den Rudolf Bär persönlich getroffen, der mich überzeugte und bin jetzt seit 2019 bei Stada.

            Und jetzt der gewagte Sprung nach Deutschland…

Ja, ich trage im Moment mehrere Hüte. Nachdem wir in Österreich einige Produkte im Bereich der Spezialpharmazeutika sehr gut zu positionieren konnten, bekam ich die Möglichkeit diesen Bereich auch in Deutschland zu führen. Das ist ein Teilbereich der Stada AG in Deutschland mit über 100 Mitarbeitern. Für diesen Geschäftsbereich bin ich seit Jahresbeginn für Deutschland eigenverantwortlich. Sicherlich eine große Herausforderung.

            Wo ist der Firmensitz?

Ich pendle wöchentlich ins Headquarter nach Bad Vilbel, das in der Nähe von Frankfurt liegt. Dort habe ich mein deutsches Team, mit dem ich sehr gut und sehr gerne zusammenarbeite.

            Und welche Unterschiede siehst du in Bezug auf Mitarbeiter- und Firmenführung?

Das Ausmaß des Engagements und der Motivation ist in Österreich und Deutschland gleich hoch. Der erhebliche Unterschied ist natürlich, dass Deutschland auch in der Fläche viel größer ist als Österreich. Wenn man in Österreich spontan eine Tagung braucht, dann kann man sich in Linz treffen, und jeder ist in drei Stunden dort. In Deutschland ist das so natürlich nicht möglich. Das heißt folglich mehr digitale Meetings. Denn die Kommunikation mit dem Team so rasch als möglich zu etablieren und kontinuierlich fortzuführen ist extrem wichtig, wenn man eine solche Aufgabe übernimmt.

            Kommen wir wieder zurück nach Österreich. Geschäftsführung hier? Was ist denn dein ganz persönlicher Führungsstil?

Ich bin kein Freund von Mikromanagement. Ich glaube, man erreicht am meisten, wenn die Mitarbeiter intrinsisch motiviert sind. Wenn sie Freude an der Arbeit haben und sie daher die Extrameile freiwillig gehen. Entscheidend dabei ist es, den Mitarbeitern immer zu erklären, wohin die Reise geht: „Was wollen wir erreichen, was sind die Ziele, warum machen wir die Dinge?“. Hier kommt auch unser Unternehmensgrundsatz „Caring for People`s Health as a trusted Partner“ zum tragen, der uns bei allem als Richtlinie gilt.

Ich verlange auch, dass die BU-Leiter Führungsqualitäten zeigen, wenn es darum geht, schwierige Dinge zu vermitteln. Vielleicht hat sich eine Policy geändert oder vielleicht erreicht man die Ziele nicht, oder man muss irgendeine unangenehme Sache umsetzen. Dann muss man das erklären und dann natürlich auch dahinterstehen.

            Spürt man im Unternehmen die momentane gesellschaftliche Verunsicherung in Österreich? Irgendwie ist momentan so ein bisschen dumpfe Stimmung und alles uneuphorisiert…

Gott sei Dank spürt man bei STADA hier weniger. Das Unternehmen ist auf einem nachhaltigen Wachstumskurs, die Mitarbeiter sind hoch motiviert. Ein Schwerpunkt ist es in meinen Augen, möglichst viele gemeinsame Aktivitäten anzubieten. Wir machen ein Sommerfest, eine Weihnachtsfeier, wir gehen laufen in Schönbrunn. Vieles findet sogar nach dem klassischen Feierabend statt. Denn trotz vieler digitaler Meetings ist es sehr wichtig sich im Büro zu treffen, zusammen Mittag zu essen und sich auszutauschen. Das allein ist schon von hohem Motivationswert.

            Etwas Persönliches noch, wenn man sich deinen Lebenslauf ansieht. Du lernst scheinbar sehr leicht:  Studium, schnelle Karriere. Hast du spezielle Lerntechniken?

Nein, nicht wirklich. Also ich habe viel studiert aber das Meiste davon vergessen, muss ich ganz ehrlich gestehen. Aber ich sitze sehr gerne in interessanten Vorlesungen oder Vorträgen und diskutiere dann vor allem sehr gern danach ausgiebig.

            Dann vielleicht abschließend: jeder Fußballer hat sein Lieblingstrainer. Klopp, Gardiola … Wer war dein „Lieblingstrainer“?

Na ja, das ist eine schwierige Frage. Ich nehme jetzt ganz bewusst meine jetzigen Vorgesetzten aus mit denen ich sehr gut zusammenarbeite Sehr schwer, aber ich möchte doch sagen, dass war der ehemalige Europa Chef von Teva Gerard van Odijk.

            Noch die letzte Frage, gibt es in deiner Geschichte einen Lieblingsmitspieler? Wie im Fußball: Alaba Ribery, oder Vastic Reinmayr…

Ganz bewusst alles so wie in der in der vorigen Frage. Alle aktuellen Kollegen, mit denen ich auch sehr, sehr gerne zusammenspiele. Aber da gab’s natürlich schon jemanden. Das war in meiner Ratiopharm Zeit der damalige und noch jetzige CFO Martin Holomani.

Danke fürs Gespräch.

https://www.stada.at