Indianer vorm Zelt bei ÖGD* Salzburg

29. November 2023

Nach meiner Rückkehr aus meinenUr- Ur- Gr- Sp-laub und den Vorbereitungen für den jährlichen Herr Bert Concentus**- keimte in der Herbstsonne wieder der excitatorische Marketingtrieb aus. Eh unvernünftig – wer braucht’s den noch? Aber: wo dreht sich das beinahe schon infantile aber doch immer noch schwungvollste merkantile Fortbildungsrad der Heilsversprecher. Die Neugier ist ein medizinischer Canis! Pharma halt nach Salzburg  – ÖDG.

Ein Rundgang macht mich sicher: es fehlen ein paar Große wie Bayer – heuer flach? Bekommen zur Zeit nur amerikanische Watschen: Asundexian failed – wie kann auch ein armenisch klingendes Medikament ein Erfolg werden? Asund hätt arabischer geklungen, oder Asundex hätt auch genügt, hätte dann auch als WC-Ente Einzug in die Haushalte halten können, Ein paar Große heuer eher klein: Roche will, glaube ich, nimmer, Sandoz ist halt auch a Bisserl da und wenig Marketiers aus Medien und Dienstleistern. Potent in Anmutung und Auftritt die „Abnehmer“ Lilly – will’s bald werden – Novo Nordisc will’s dann halten. „Select“ your dreams!

Interessant auch das Match der drei automatisierten Insulinabgabesysteme: mit großem transatlantischem Selbstbewußtsein Medtronic – „wir haben das einzige automatische Loop-System!“ – etwas nachhechelnd Abbott – hätten gerne alles aber die Pumpe … aber man ist kompatibel und hat bald Libre 3 versucht sich die Mitarbeiterin ob der gegebenen Unvollständigkeit heraus zu helfen und … in Lauerstellung der Underdog aus dem Burgenland Wellion – sollten auch alle Komponenten bekommen, aber … „billiger Nachbau“ moniert man bei Medtronic und bis die es bekommen…!“ 

Dann und jetzt wird’s spannend: mein Blick auf die Messestände. Olfaktorisch mal alle gleich – ich denke ich bin in Mutters Küche – herrlicher Jakobs Monarch. Barrista überall… kleine Häppchen … und bis auf Fachingskrapfen auf einem Stand – da dürfte der Verantwortliche wohl zum diabätischen Rapport der Gesellschaft gerufen werden. Ah doch: eine Attraktion gab’s für mich! Der Bodymed Stand – wissenschaftlich fundiert… von Ärzten und Ernährungsexperten … die haben eine Leberentschlackung. Aber: nur bei NICHT alkoholinduzierter Fettleber – aha grad da … wo braucht man’s sonst?

Nun mal zum Branding der Messestände für ihre Produkte. Ich denke, da ist sehr viel Wirkstoff nach oben. Unisono  – to, to much Info. Schriften in Unformen – groß, klein, kursiv, mehrfarbig und ganz schrecklich … mit Verläufen!!!!, über alle Elemente geklebte Piktogramme – klar der Input der Mediziner muss auch noch aufs Bild – dafür: der Brandname NICHT sichtbar im Irgendwo. Alles kaum noch erfaßbar fürs Auge – und zum Darüberstreuen daneben noch Bildschirme mit viel Text. Branding? Vollkommen unterzuckert! Wurst: Hauptsache man ist da. Über die Texte verliert sich jedes Texters Wort. Von generisch bis hin zum berühmten Indianer vorm Zelt*

Der Indianer vorm Zelt besagt: man zeige im Inserat das Bild eines Indianers vor seinem Zelt und schreibe als Headline: Indianer vorm Zelt.

Alfred Ernst Comprixverleihung 2003

Das Durchblättern der aufgelegten Medien bestätigt meine Eindrücke. Falsche Sparsamkeit bei der Gestaltung von Werbemitteln durch billige Grafiker und Texter bringt wenig bis gar keine Wirkung und ist im Endeffekt Geld beim Fenster hinausgeschmissen. Als Beispiel sei mir da das Inserat von Böhringer erlaubt – siehe Anhang. Auch wenn das heute in den Businessabteilungen kein Thema sein mag und mich die Verantwortlichen jetzt hassen: Branding ist der Lebensstoff eines Produktes.

Die beigelegteAusgabe der Ärztewoche gibt mir dann den Rest. Das billige Papier erinnerte mich an die Zeitungen der DDR. Haptisch unverträglich, tat dem Auge weh aber hatte auch eine täglich benötige Hygienefunktion. Ich leg’s sofort weg und … laufe zum Zug.

  • Der Indianer vorm Zelt ist eine Aussage meines Freundes Alfred Ernst, einem deutschen Pharmawerber der Extraklasse, und besagt: man zeige im Inserat das Bild eines Indianers vor seinem Zelt und schreibe als Headline: Indianer vorm Zelt. Bei historischen Inhalten und Zitaten verzichte ich auf die neopolitische Korrektheit. Werd’s auch nie mehr lernen (wollen)!
  • *muss in diesem Medium mit lateinischer Namensgebung dem Medizinmarketing folgend geschrieben werden: consensus, abstract, urocyclicum (Name vom Autor für Takeda entwickelt, ist aber glaube nicht mehr geschützt und kann verwendet oder auch abgewandelt als Oncocyclicum etc. gestohlen werden  
Quelle: Diabetesforum … auch nicht viel besser🤨