Graham Lewis sieht gleich mehrere bestimmende Trends im globalen Pharmamarkt für die nächsten vier Jahre. So würden sich die einzelnen Regionen sehr unterschiedlich und durchaus nicht erwartungsgemäß entwickeln postuliert der Chefstratege und Vice President bei ims Health. Der Großteil des globalen Wachstums komme bis 2020 und das sogar noch im stärkeren Ausmaße als bisher, aus den USA. Die so genannten Pharmerging Markets hätten zwar weiterhin Bedeutung, allerdings bei weitem nicht mit der Dynamik wie noch vor kurzem angenommen. Vor allem China werde, laut Lewis an Wachstumspotential verlieren. Europa hingegen bleibe stabil und bräuchte sich bei einem prognostizierten Zuwachs von 4-7% nicht zu verstecken. Auch die österreichischen Pharma-Manager sollten sich, ob dieser Prognosen, durchaus selbstbewusst in den Budgetverhandlungen mit den Konzernzentralen zeigen, ermunterte Lewis die heimischen Pharma-Chefs.
Als Wachstumstreiber würden in den nächsten Jahren immer mehr die Spezial-Medikamente fungieren. “Spezialitäten sind sowohl bei den Produkt-Launches als auch in den Pipelines der Hersteller dominierend”, so Lewis in einer weiteren Trend-Prognose. Dies werde allerdings noch mehr strategisches Feingefühl benötigen, denn explodierender Pro-Kopf-Kosten und ausgereizte Gesundheitsbudgets würden es nicht gerade vereinfachen, künftige Produktlaunches erfolgreich zu platzieren.
Die fünf führenden Therapiegebiete – sie treiben 75% des weltweiten Wachstums – sind laut Graham Lewis in der aufgezählten Reihenfolge die Bereiche Hepatitis, Onkologie, Diabetes, Autoimmunerkrankungen und eingeschränkt psychiatrische Erkrankungen. Interessanterweise führe das dazu, dass vor allem jene Unternehmen sehr erfolgreich seien, “die sich auf einzelne Gebiete spezialisieren und sich nicht unbedingt breit aufstellen.”
Für die Gesundheitssysteme gebe es, nach der Kostenexplosion durch die neuen Hepatitis-C Medikamente in den letzten Jahren, keine Entwarnung. Man müsse durchaus mit weiteren “Tsunamis” rechnen. Vor allem die neuen Therapeutika in der Immunonkologie, bei den “Rare Diseases”, in der Hyperlipidämie hätten alle das Zeug die Gesundheitssysteme über Gebühr zu strapazieren. Aber es gäbe, so Lewis, auch Möglichkeiten zu Einsparungen. Die Biosimilars hätten das Potential die Ausgaben für Original-Biologika um 20-30% zu senken.
Darüber hinaus werden nach Lewis‘ Einschätzung Partnerschaften mit innovativen High-TechFirmen wie Google, Qualcomm oder 23andMe an Bedeutung gewinnen. Erste Projekte etwa im Bereich Patienten-Monitoring würden vielversprechend verlaufen.