Der französische Pharmakonzern Servier muss 330 Mio. Euro zahlen, die anderen Unternehmen zweistellige Millionenbeträge. Servier hatte, laut Europäischer Kommission über Jahre seine Vormachtstellung missbraucht und sich mit seinen Generika-Konkurrenten den Markt aufgeteilt. Die Unternehmen sollen damit zu Lasten der öffentlichen Haushalte und Patienten gegen die EU-Kartellvorschriften verstoßen haben.
Stein des Anstoßes ist Serviers meistverkauftes Produkt Perindopril. Die Unternehmen Niche/Unichem, Matrix (jetzt Teil von Mylan), Teva, Krka und Lupin planten, das Medikament nach Ablauf des Patentschutzes 2003 als Generikum zu produzieren. Um das zu verzögern, soll Servier zunächst die dafür notwendigen patentfreien Technologien aufgekauft haben. Die Hersteller der generischen Arzneimittel klagten damals dagegen. Von 2005 bis 2007 schloss Servier aber mindestens fünf Mal einen Vergleich mit seinem kurz vor dem Markteintritt stehenden Konkurrenten. Ein Generikahersteller habe inzwischen eingeräumt, dass er sich „aus Perindopril herauskaufen“ ließ, heißt es in einer Presseaussendung.
Die EU-Kommission hatte 2009 ein Verfahren eingeleitet, der Entscheidung gingen Razzien bei Pharmakonzernen in verschiedenen Mitgliedstaaten im November 2008 voraus. Der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der Kommission Joaquín Almunia erklärte: „Serviers Strategie bestand darin, jegliche potenzielle Bedrohung aufzukaufen und so sicherzustellen, dass keine Konkurrenz auf den Markt kommt. Ein solches Verhalten ist ganz klar wettbewerbswidrig und missbräuchlich. Wettbewerber dürfen sich nicht auf eine Aufteilung der Märkte oder Markterträge verständigen statt zu konkurrieren, selbst wenn es sich bei diesen Vereinbarungen um Patentstreitbeilegungen handelt. Solche Praktiken schaden unmittelbar den Patienten, den nationalen Gesundheitssystemen und den Steuerzahlern.“