Deutsches Gesundheitssystem im Aufwind

23. September 2016

Während hierzulande Ärzte auf die Straße gehen um gegen politische Entscheidungen zu protestieren, hat es die Bundesregierung in Deutschland anscheinend geschafft, Vertrauen in das Gesundheitssystem sowohl beim Bürger, als auch beim Arzt zurückzugewinnen. Das bescheinigt zumindest der kürzlich vorgestellt Gesundheitsreport 2016 des Finanzdienstleisters MLP, der 2016 in einer repräsentativen Studie zum Gesundheitssystem knapp 2000 Bürger und mehr als 500 Ärzte befragt hat. Die Studie wurde bereits zum neunten Mal vom Allensbach Institut erhoben und zeigt sehr anschaulich Trends und (Fehl-)Entwicklungen.

Foto: IFD Allensbach

Foto: IfD Allensbach

Insgesamt, so scheint es, stellt sich das deutsche Gesundheitssystem sowohl bei Ärzten als auch in der Bevölkerung als sehr vertrauenswürdig und leistungsfähig dar. Immerhin 93% der Ärzte bezeichnen das System in seiner Gänze als “sehr gut” bis “gut”. In der Bevölkerung sind es beträchtliche 82% die großes Vertrauen in die System-Leistungsfähigkeit haben.  Auch die Politik kommt 2016 weit besser weg als in den Jahren davor. So hat sich das Bild in der Bevölkerung erstmalig gedreht: 40% (2012 waren es nur 26%) haben einen sehr guten Eindruck von der Gesundheitspolitik der Bundesregierung und nur 29% (vs. 42% 2012) bescheinigen den Politikern ein schlechtes Zeugnis. Bei den Ärzten ist das Bild naturgemäß etwas differenzierter, aber auch hier konnte die Politik an Vertrauen gewinnen: 62% der deutschen Ärzte haben keinen guten Eindruck von den gesundheitspolitischen Entscheidungen (2012 waren es noch 71%), 25% sind mit der Regierung sehr zufrieden (vs. 18%).

Alarmierend sind jedoch die Angaben zum Kostendruck in der Gesundheitsversorgung. 40% der Befragten Bürger gaben an, dass ihnen bei einem Arztbesuch schon einmal aus Kostengründen eine Behandlung oder ein bestimmtes Medikament vorenthalten wurde – 2012 waren es noch 31% – und bereits 50% der Befragten sagten, eine oder mehrere Leistungen beim Arzt selbst bezahlt zu haben, weil die Krankenkasse die Kosten nicht übernommen habe. Das ist zu 2012 immerhin eine Steigerung von 12%. Ähnlich ist die Situation in der Einschätzung der Ärzte: Fast die Hälfte gab an, aus Kostengründen schon einmal auf eine Behandlung verzichtet haben zu müssen und immerhin 35% haben schon mehrmals eine Behandlung aufgrund der Kosten verschoben.

Foto: IfD Allensbach

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Zukünftig rechnen die Befragten mit weiter zunehmendem Kostendruck im Gesundheitssystem. 70 Prozent der Ärzte und 67 Prozent der Bürger glauben, es kommt stärker zu einer Zwei-Klassen-Medizin. Die Bevölkerung erwartet für die kommenden Jahre vor allem steigende Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (81 Prozent) und befürchtet, dass verstärkt Kosten der medizinischen Versorgung selbst zu tragen sind (72 Prozent). Die Mehrheit der Ärzte fürchtet dass das Versorgungsniveau auf mittlerer Sicht nicht gehalten werden kann.