Die österreichische Merck-Tochter, in personam ihres neuen Geschäftsführer Dr. Wolfgang Wein bat am 6. November gemeinsam mit dem Club Tirol zu einer Podiumsdiskussion ins Emanuel Merck Auditorium der MedUni Wien. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Spannungsfeld zwischen Innovation, die immer komplexere Medikamente hervorbringt, aber stetig steigenden Ausgaben nach sich zieht. Also die Frage, wieviel Innovation wir uns in Zukunft noch leisten können.
In seinem Impulsreferat hob Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Abteilungsvorstand für Innere Medizin und Hämo-Onkologie am Wilhelminenspital, die Verbesserungen in der Onkologischen Therapie der letzten zehn Jahre hervor. Besonderes Augenmerk legte er dabei nicht nur auf die längeren Überlebenszeiten, sondern besonders die Verbesserungen im Bereich der Nebenwirkungen und damit verbunden der Lebensqualität. “Krankenkassen, Ärzte und auch die Pharmaindustrie tragen eine hohe Verantwortung”, zieht er seine Conclusio. “Aber auch die Preisbildung muss so gestaltet werden, dass wir das besondere solidarische Privileg in Österreich erhalten können und weiterhin jeden Patienten mit der für ihn richtigen Behandlung therapieren können.” Allein in seiner Abteilung habe die Einführung innovativer Immuntherapeutika im ersten Jahr zusätzliche Kosten von 1 Million Euro nach sich gezogen. Kosten, die einem die Euphorie an den innovativen Medikamenten nehmen würden.
Den Menschen im Auge zu behalten, sei das Wichtigste im Umgang mit Krebspatienten, betonte dann auch Univ. Prof. DDr. Mag. Matthias Beck vom Institut für Systematische Theologie und Theologische Ethik der Universität Wien. “Hier geht es um die Verantwortung den Menschen gegenüber und nicht um die Optimierung von Umsätzen.”, so der Ethiker. So wichtig der Beitrag der Pharmaindustrie auch sei, man müsse doch anfangen, sich über Preisbildungsmodelle Gedanken zu machen.
Merck Austria-Geschäftsführer DDr. Wolfgang Wein unterstrich die immer länger werdenden Forschungs- und Entwicklungszeiten für neue Medikamente. So dauere es heute bereits 14 Jahre, bis eine Innovation beim Patienten ankommt. “Da bleibt dem Konzern dann nur mehr rund sechs Jahre Zeit, um die Entwicklungskosten – auch die bei der Entwicklung von Fehlschläge entstehenden Ausgaben – wieder herein zu spielen.” Merck investiere mehr als 20 Prozent seines Umsatzes im Pharmabereich direkt in Forschung und Entwicklung “Das sind Summen, mit denen nicht einmal die Raumforschung mithalten kann”, schloss er.
Mag. Martin Schaffenrath, stellvertretender Vorsitzender vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und damit Vertreter der “Bezahler” schlug dann durchaus moderate Töne an: “Es braucht einen Ausgleich zwischen dem profitorientierten Interesse der Pharmaindustrie und dem berechtigten Interesse der Patienten, innovative Medikamente zu einem angemessenen Preis beziehen zu können.” Es brauche im intra- und extramuralen Bereich ein transparentes Kostensystem, so Schaffenrath weiter, mit der Gesundheitsreform sei nun ein erstes Kommittent zur Strukturreform gelungen..